Spain

Vamanos!
Wir sind parat, parat für Ferien. Der nächste Roadtrip steht an. Ziel: der Norden Spaniens. Alle haben wir bereits am Freitag frei. Der Wecker weckt uns trotzdem zu gewohnter Zeit. 900 Kilometer liegen vor uns. Um acht Uhr sind unsere sieben Sachen im Auto verstaut und wir fahren los. Fast alles wird heute im Auto erledigt. Nur für den Fahrerwechsel und den WC-Besuch legen wir ein paar kurze Stopps ein. So kommen wir zügig vorwärts und sind bereits um sechs Uhr an unserem ersten Ziel etwas ausserhalb von Bordeaux. Hier unterbrechen wir die Fahrt für eine Nacht. Die Kids dürfen zu ihrer grossen Freude zum Austoben ins Hotel-Gym. Nach dem Sport fahren wir zu Papas grosser Freude zu Buffalo Grill. Damit ist auch schon fast alles Wissenswerte zu heute erzählt. Einzig zum Schluss noch dies: seit heute kennen wir die neue Klasseneinteilung von Anina ab der Oberstufe. Sie ist happy… und irgendwie doch durch den Wind.

Bilbao
Von Bordeaux ist es nicht mehr weit bis an die spanische Grenze. Alle im Auto jubeln, als wir mit 120 Sachen am Schild „Espagna“ vorbei düsen. Unser erstes Ziel heisst Bilbao. Bevor wir aber die Stadt erkunden, schauen wir uns etwas ausserhalb das erste Unesco Welterbe dieser Reise an: die Brücke Vizcaya. Wie ein Ufo fliegt die Schwebefähre von der einen Seite des Flusses auf die andere. Wir schauen uns das Ganze auch von oben an und laufen in 45 Meter Höhe über den Nervion. Der Clou des Konstruktes: alle Schiffe – egal wie hoch – können immer ohne Probleme unten durchfahren und es braucht keine Brückenauffahrten, für die es zum Baustart sowieso keinen Platz mehr gegeben hätte. Deshalb auch das aussergewöhnliche Konstrukt. Retour fahren wir wie alle auch mit der Fähre. Platz hat es immer für sechs Autos, ganz viele Fussgänger, einige Velos und Mofas. Kurz fühlen wir uns dann auch noch wie in Hongkong. Wir finden eine Rolltreppe, die mitten in der Stadt die Fussgänger bequem den Hügel hinauf befördert. Danach ist es Zeit für die ersten Tapas. Der nette Herr am Tresen spricht zum Glück Deutsch und erklärt uns genau, was in der Vitrine aufliegt. Wir probieren uns durch die interessantesten Kombos. Einigen schmeckt es besser als anderen 🙂 Schliesslich geht es weiter nach Bilbao. Wir fahren direkt zum Spot Nummer 1, dem Guggenheim Museum.

Spain, Bilbao, Guggenheim

Die Konstruktion ist imposant. Wir laufen einmal rund herum und staunen auch ab den diversen sonst noch zu findenden Kunstwerken. Im Hotel gibt es schliesslich eine wohlverdiente Pause und ein Apero. Danach zieht es uns auch noch in die Altstadt. Den Rat im Lonely Planet befolgen wir: the best plan is to have no plan. Wir lassen uns deshalb wie gaaaaanz viele Einheimische einfach treiben. Flanieren und Aperöle scheint hier Volkssport Nummer 1 zu sein. Spätestens als ein ganzer Platz zu einer Guggenmusik beginnt zu tanzen, ist klar, dass hier alle ziemlich locker drauf sind. Da jede Beiz und jede Bar bis auf den letzten Platz gefüllt ist, landen wir schlussendlich für das Znacht im KFC. Ein Stilbruch, aber zum Glück haben wir schon am Mittag ein paar Tapas, die hier übrigens Pintxos heissen, abbekommen.

Spain, Bilbao, Bridge

Altamira
Zu unseren Lieblingssehenswürdigkeiten gehören ja Höhlen. Also eigentlich nicht wirklich, aber heute steht aufgrund des Unesco Status wieder mal eine auf dem Programm. Diese geht zum guten Glück in die Kategorie rasch und sehr einfach zu besichtigen. Da Sonntag und damit alles gratis ist, empfiehlt es sich rechtzeitig dort zu sein. Wir timen genau richtig und kommen tout just vor dem vollen Car an. Entsprechend müssen wir nicht lange warten und stehen bald im Höhlen-Nachbau, wo unter anderem eine Herde Wisente an die Decke gezeichnet wurde. Da wir ähnliches auch schon im Original besichtigen durften, sind wir nicht übermässig beeindruckt.

Spain, Altamira, Cave

Beeindruckt ist der Rest der Familie eher als ich ein kleines Mädchen, dass seinen Eltern davon gerannt ist, mit meinen vier Sätzen fliessend spanisch beruhige und wieder zurück zu seiner Mama bringe. Gleich nach der Höhle stossen wir auf ein hübsches Kaff mit einem netten Casco antiguo. Kurzerhand parkieren wir den Dacia und schlendern an der warmen Frühlingssonne durch die hübschen Gassen. Irgendwo an einer netten Ecke gibt es Caffe con Lecche und Pintxos. Schon am zweiten Tag unserer Spanienrundreise sind wir zu Pinxtos- resp. Tapas-Fans geworden. Was gibt es praktischeres: Man geht in eine Bar, wählt was einem ins Auge springt, stillt den Hunger und kurze Zeit später ist man wieder ready für alles weitere was noch kommt. Bei uns kommen heute noch zwei Stopps am Meer. Einmal hoch oben auf den windigen Klippen und einmal auf Meereshöhe am Strand zwischen den Klippen. Leider ist der Wind am Meer noch sehr kühl und an Baden ist nicht zu denken. In Llanes, einem kleinen und unscheinbaren Kaff am Meer, wartet das heutige Nachtlager auf uns. Während gestern gefühlt alle auf der Gasse waren, ist heute gefühlt niemand unterwegs. Irgendwo finden wir dann doch noch ein Bar, wo wir ein super feines Glas Wein und die Kids eine Oreo-Glace bekommen. Dessert als Vorspeise nennt sich das 🙂 Zum Znacht gibt es danach Dürüm. Der Laden läuft. Ein Zeichen, dass es schmeckt. Aber auch ein Zeichen, dass man heute heute wirklich sonst nirgendwo etwas zwischen die Zähne bekommt.

Spain, Llanes, Beach

Orviedo
Unser Motto für diese Reise: jeden Tag ein Unesco Welterbe. Heute übernimmt diesen Part die Kathedrale von Orviedo. Praktischerweise sind das Museum und das Kloster gleich im Rundgang der Kathedrale integriert. Ansonsten wäre es eine Kathedrale wie viele.

Spain, Oviedo, Church

Die Lieblingssehenswürdigkeit der Mädchen ist aber sowieso der Ale-Hop. Diese bis anhin nur in Spanien angetroffene Ladenkette, wo alles mögliche an Krimskrams erhältlich ist, zieht sie voll in den Bann. Wann immer einer auch nur annähernd in der Nähe ist, stehen wir früher oder später vor den Regalen. Und dies obwohl es eigentlich überall das Gleiche zu kaufen gibt… Es lebe das Ferien-Sackgeld 🙂 Orviedo ist sehr relaxt. Es hat eine grosse autofreie Fussgängerzone, wo man alles findet – ausser Tapas zum Zmittag. Trotz zahlreichen Blicken in jede Bar entdecken wir heute keine dieser Leckereien. Vielleicht suchen wir auch am falschen Ort. Egal, im Supermercato um die Ecke finden schliesslich alle etwas, das schmeckt. Auf den Hügeln bei Orviedo gibt es als Supplement noch zwei munzige Kirchlein, die auch zum Unesco Weltkulturerbe zählen. Da wir zur Siesta-Zeit hier sind, können wir diese aber nur von aussen besichtigen. Auch am Meer ist unser Timing schlecht. Die grossen, ausgehöhlten Felsenbögen, die sich los Catedrales nennen, sind wegen der Flut nicht erkennbar.

Spain, Playa de las Catedrales

Am Abend gibt es Grill mit Unterhaltung. Die Hausmutter des Bed and Breakfast spricht ausschliesslich Spanisch und textet uns zu. Mit unseren leider bescheidenen Spanischkenntnissen können wir uns zusammen reimen, dass heute ihr Hund überfahren wurde. Sie ist sehr traurig und wir wohl die ersten, denen sie dazu ihr Leid klagen kann. Das reicht, um einen Platz in ihrem Herzen zu ergattern. Ab sofort stehen wir nämlich unter ihren Fittichen. Sie hilft uns beim Einfeuern, schaut, dass alles was es braucht da ist und verteidigt zum Schluss sogar noch unser Feuer vehement gegen die kanadischen Touristinnen aus dem Bungalow nebenan. Fun Fact: die Kanadierinnen scheinen noch nie mit Kohle gegrillt zu haben. Sie fragen jedenfalls ganz genau, was sie denn nun machen müssen, damit auch ihr Grillgut gelingt.

Melias 10ter Geburi
Heute lassen wir ruhig angehen. Melia feiert ihren 10ten Geburi und zur Feier des Tages gibt es schon zum Frühstück diverse Leckereien. Happy Birthday, unsere kleine, grosse Tochter! Wir haben dich mega fest lieb und sind sehr stolz auf dich! (Dito natürlich für Anina, die ihren 12ten Geburi vor zwei Wochen zu Hause bereits gefeiert hat!) Nach einer Stunde im Auto erreichen wir Lugo. Rund um die Altstadt führt eine römische Stadtmauer, die noch vollständig erhalten ist und – surprise suprise – Unesco Weltkulturerbe ist.

Spain, Lugo, City Wall

In der Morgensonne schlendern wir auf der Mauer um die Hälfte der Altstadt. Bei der Kathedrale verlassen wir das Bauwerk und schauen uns die Kathedrale an. Diese gehört neben ganz vielen anderen Sehenswürdigkeiten zum umfassenden Welterbe des Camino de Santiago, dem Pilgerwegnetz, welches nach Santiago de Compostela führt. Interessant sind vor allem die Schlangen vor den Beichtstühlen. Es scheint, als ob ganz viel Ablass notwendig ist. Die Altstadt sonst ist eher eine Enttäuschung. Dies vor allem weil es nicht viel mit einer Altstadt zu tun hat. Fast alles ist modern und neu und der noch alte Teil wird gerade neu gemacht. Da wir noch genug Zeit haben, machen wir auf der Weiterfahrt auch noch einen kurzen Abstecher zu einem Kloster unweit von Santiago. Dieses liegt ebenfalls auf dem Jakobsweg. Wir merken, dass wir die spanischen Siesta-Zeiten immer noch nicht im Griff haben. Dass es eine Siesta zwischen 13 und mindestens 16 Uhr gibt, will uns irgendwie nicht in den Kopf. Immerhin die Girls freut es, denn so bleibt ihnen der Besuch des spontan angesteuerten Klosters erspart :-). Nicht erspart bleibt uns ein aufklärendes, aber gutes Gespräch über Flüchtlinge. Am Eingangsportal des Klosters befindet sich nämlich sehr offensichtlich erkennbar eine Asylunterkunft. Derart direkt haben die Kids noch nie Flüchtende und ihre Unterkunft bewusst erlebt. In einem grünen Tal etwas ausserhalb von Santiago de Compostela beziehen wir schliesslich direkt am Camino für die nächsten drei Nächte eine Villa. Krasser könnte der Kontrast zur Flüchtlingsunterkunft kaum sein. Normalerweise erwarten wir ja nie eine Villa wenn „Villa“ steht. Aber dieses Mal ist es tatsächlich eine. 350 m² für uns ganz alleine. Zum Vergleich: unser Zuhause am Trachselweg in Bern hat knapp 100 m². Drei Schlafzimmer mit je einem Badezimmer plus ein zusätzliches viertes WC, eine riesige Küche (also eigentlich sind es zwei Küchen), ein Esszimmer, ein Voresszimmer, eine Lounge und ein erster Stock als Wohnzimmer mit nochmals einem Esstisch und einem Kamin gehört uns ganz alleine. Dazu ein Balkon und eine Terrasse und Umschwung. Wir sind überfordert! Die Hausführung per Video dauert über 3 Minuten. Alles ist im spartanischen 70iger Jahre Stil gehalten und könnte auch eine Konstruktion von Le Corbusier sein. Es ist ein bisschen too much und doch irgendwie mega cool. Hoffentlich finden wir bei der Abreise alle unsere Sachen wieder 🙂 Wir dekorieren Küche und Esszimmer Nummer 1 für Melias Geburifeier. Danach darf sie die restlichen Päckli auspacken. Zum anschliessenden Shopping fahren in eine riesige Mall. Das Wort „riesig“ wird nach dem Einkaufen relevant. Nini und ich finden das Auto nämlich nicht mehr und irren minutenlang orientieriungslos in der Garage herum. Was wir ohne Probleme in der Mall finden ist der spanische DM und der spanische Rosssmann. Die Shopping-Queens sind im Element. Und zur Freude von Odi gibt es für das Vorznacht sogar auch noch einen Taco Bell. Im Carrefour kaufen wir schliesslich alles weitere für die Geburiparty am Abend ein. Sogar Melias grosser Wunsch nach einer Pinjada können wir erfüllen. Mit einem Apero riche und einer Regenbogen-farbigen Geburitorte geht der Tag auf der Terrasse irgendwann zu Ende. Wir sind dankbar. Dankbar, dass wir uns haben, dankbar, was wir alles haben – einfach nur dankbar.

Herkules Turm
Für heute haben wir nicht viel geplant. Das einzige was wirklich auf dem Programm steht, ist der Besuch des Herkules Turms mit Unesco-Status in A Coruna. Das Wetter könnte nicht besser sein. Bei stahlblauem Himmel besichtigen wir das römische Bauwerk. Der Legende nach hat der griechische Herkules den Riesen Geryon hier enthauptet und über dessen Gebeine den Turm gebaut.

Spain, A Coruna, Hercules Tower

Nach dem Turm strecken wir ziemlich orientierungslos die Köpfe zusammen und suchen im Lonely Planet nach einem nächsten möglichen Programmpunkt. Wir beschliessen zum Kilometer 0 des Jakobsweg Nahe Finestra zu fahren. Vorher gibt es im Kaff selber Seafood für die Eltern und Pommes und Caprese für die Kids. Das Essen der Eltern ist mässig, das Essen der Kinder gut. Ob der Michelin-Kleber am Eingang wirklich echt ist? Die meisten Pilger beenden ihre Wanderung in Santiago de Compostela. Die ganz wilden wandern weiter bis zum Kap, wo der Stein mit dem Kilometer 0 den offiziellen Endpunkt des Weges markiert. Wir sind beeindruckt ab allen Wanderern, egal ob der Weg sie bis Santiago oder gar bis zum Kap geführt hat. Die vielen pilgerenden Menschen, die wir unterwegs – meist aus dem Auto notabene – gesehen haben, wirken irgendwie motivierend. Wer weiss, vielleicht legen wir ja auch mal ein paar Wandertage auf dem Jakobsweg ein… Leider haben wir die kurzen Hosen und auch das Badezeugs in der Villa vergessen.

Spain, Fisterra, Coast

Der Stopp an einem wunderschönen Sandstrand dauert deshalb nicht lange. Einige finden es viel zu heiß in den Jeans und wünschen sich die kurze Hosen herbei. Immerhin: Im Meer wäre wohl auch mit Badezeugs niemand gelandet. Das Wasser ist nur gerade 14 Grad warm… Zurück in der Villa machen alle wozu sie nach dem langen Tag gerade Lust haben. Nach dem Apero schlage ich entgegen den ursprünglichen Plänen vor, dass wir den schönen Abend doch in Santiago ausklingen lassen könnten. Und so verbringen wir die ersten Stunden in der schönen Altstadt. Wir fühlen uns in diesem geschichtsträchtigen Ort sofort wohl. Die Sonne und die Abendstimmung tragen das ihrige dazu bei. Das Resti suchen die Kinder aus – Asian Food. Praktischerweise gleich neben einem Ale-Hop…

Santiago de Compostela
In jeder spanischen Stadt scheint es genügend Parkhäuser zu geben. Wir finden deshalb auch heute Nahe der Altstadt easy einen freien Parkplatz. Dass diese zudem auch immer bezahlbar sind, ist eine weitere Überraschung. Interessanterweise ist die Menge an Verkehr trotzdem immer sehr überschaubar. Zum Glück wissen die Kids am Morgen noch nicht was sie heute erwartet. Sonst wären sie wohl nicht so fix aufgestanden 🙂 Wir werden nämlich rund sechs Stunden vor, auf, in und um die Kathedrale verbringen. Unser erstes Ziel ist das Portico de la Gloria. Obwohl es das eigentliche Eingangstor zur Kathedrale ist, dient es nicht mehr als Eingang und kann nur zum vorgebuchten Zeitpunkt besucht werden. Jede Gruppe bekommt 25 Minuten, um die vielen Figuren am Tor zu besichtigen. Tönt nach viel, ist es aber nicht unbedingt. Wir brauchen tatsächlich fast die ganze Zeit. Danach schauen wir uns das Museum inkl. anliegendes Kloster an. Das finden wir alle eher mässig spannend. Die ausgestellten Stücke sind für Laien wie uns doch in jeder Kathedrale immer wieder gleich und ähnlich. Vor dem nächsten gebuchten Programmpunkt lassen wir uns durch die autofreien Gassen der Altstadt zum lokalen Markt treiben. Wir verköstigen uns über die Gasse und landen irgendwann wieder vor der Kathedrale. Die Menge an Menschen auf dem Platz ändert sich ständig. Je nachdem wie viele Pilger ankommen ist der Platz unterschiedlich voll. Immer wieder ist lauter Jubel zu hören, wenn jemand – laut sind meistens die Gruppen – das Ziel erreicht hat. Die Stimmung ist einmalig und eindrücklich. Wieso pilgern eigentlich alle nach Santiago de Compostela? Nun, Santiago de Compostela ist der dritt wichtigste Wallfartsort der Katholiken – nach Jerusalem und Vatikan – und der Apostel Jakob ist hier begraben. Warum die Menschen überhaupt pilgern, ist eine individuelle und persönliche Sache und muss jeder für sich selber bestimmen. Der Höhepunkt des Tages folgt jetzt: wir gehen auf das Dach der Kathedrale. Die Tatsache auf dem Dach der Kathedrale zu stehen, ist spektakulär und der Perspektivenwechsel einfach toll. Zum Schluss folgt noch der Besuch der Kathedrale an und für sich. Diesen nehmen wir dann mehr oder weniger einfach noch so mit. Ziemlich erledigt, fahren wir retour zur Villa. Siesta… Ausgeruht geht es später nochmals zurück in die Stadt. Shopping und vor allem etwas zu Essen stehen auf dem Programm. Damit geht unser Besuch von Santiago de Compostela auch bereits zu Ende. Eindrücklich wars!

Spain, Santiago de Compostela, Cathedral

Der Aufreger des Tages folgt dann noch am Abend spät. Die Mädels schminken sich mit dem neu erstandenen Nagellackentferner ab… natürlich nicht absichtlich, sie dachten, sie hätten Make-up-Entferner gekauft. Mal schauen, ob es morgen trotzdem noch ein paar hübsche Fotos von den beiden gibt…

Las Medusas und eine unerwartete Osterprozession
Glück gehabt, die hübschen Gesichter sind immer noch hübsch. Nach drei Nächten am gleichen Ort packen wir alles wieder in unsere Koffer. Im Landesinnern fahren wir wieder in die anderen Richtung; in Richtung Osten. Unterwegs machen wir einen Stopp in Las Medusas (Weltkulturerbe). Die Landschaft mit den tiefroten Felsen gefällt und ist sehr fotogen. Die Römer haben hier Gold für ihr Reich schürfen lassen. Übrig geblieben ist die besondere Landschaft mit den roten, unbewachsenen Felsen. Für eine Wanderung fehlt die Motivation sowie die Ausrüstung und zum Glück auch die Zeit. So ist rasch entschieden, dass uns eine kurze selbst geführte Tour durch einen alten Minenkanal für heute reicht.

Spain, Las Medulas

In Leon beziehen wir direkt in der Altstadt unser Nachtlager. Die Dame an der Reception erzählt irgendetwas von einer Osterprozession, die heute um acht Uhr gleich auf dem Platz neben dem Hotel beginnen soll. Wir nehmen die Info dankend zur Kenntnis und haben keinen grossen Plan was das bedeutet. Spazierend geht es nun erstmals durch die Altstadt zur Kathedrale. Die Stadt ist voll mit Apero trinkenden Menschen. Als wir zum Einkehren ready sind, verschwinden auf einmal wie von Zauberhand alle Tische und Stühle vor den Bars. Ein erstes Mal dämmert uns, dass diese Prozession eine grössere Sachen werden könnte. Wir gehen zurück zum Platz beim Hotel und staunen nicht schlecht, als wir all die Menschen sehen, die sich dort versammelt haben. Auch hier sind freie Plätze in einer Bar, die auch draussen noch etwas serviert natürlich Fehlanzeige. Da unser Fenster im Hotelzimmer direkt auf den Platz geht, beschliessen wir, dem Treiben von oben zuzuschauen. Pünktlich um zwanzig Uhr fangen alle Glocken der Stadt an wie wild zu bimmeln. Dies ist der Startschuss für den Umzug, welcher nur ein paar Meter vor unserem Hotel beginnt und direkt an unserem Fenster vorbei führt. Von zwei Musikgruppen (vergleichbar mit einer Gugge bei uns, aber mit weniger fröhlicher Musik und ohne Fasnachtskostüme dafür in Uniformen) begleitet, laufen diverse nachdenklich wirkende Vertreter der katholischen Kirche am Umzug mit. Ganz besonders crazy, ist ein riesiges Podest mit Skulpturen von Maria und Jesus und einem riesigen Kreuz darauf. Dieses scheinbar sehr schwere Podest ist der wichtigste Bestandteil des Umzuges und muss von ganz vielen Männern getragen werden. Die Frauen dürfen in schwarzen Kleidern, die sie aussehen lassen wie Witwen, netterweise auch mitlaufen. Nach ungefähr zehn Minuten ist der Spuk vorbei – denken wir. Wir machen uns für das Znacht in der Altstadt parat. Leider hat aber der halbe Umzug in der Zwischenzeit wieder kehrt um gemacht und blockiert nun quasi den Hoteleingang. An ein Durchkommen ist nicht zu denken.

Spain, Leon, Procession

Da es nun auch noch angefangen hat zu regnen und es bereits wieder nach neun Uhr ist – in Spanien ja eigentlich die perfekte Znacht-Zeit, für uns aber langsam aber sicher höchste Znacht-Zeit – beschliessen wir es bei einer Nudelsuppe im Hotel zu belassen. Schade, mindestens ich hatte mich geistig auf Tapas eingestellt. Statt kulinarisches einheimisches gibt es somit heute Abend „nur“ kulturelles einheimisches. Die „Santa Semana“ und damit die Osterfeierlichkeiten haben damit offiziell begonnen.

Atapuerca und Burgos
Es ist nass, grau und kalt. Wie angekündigt hat das Wetter umgeschlagen. Die gute Nachricht: heute schlagen wir über die Stränge und schauen uns zwei Unesco Welterbestätten an. Nach zwei Stunden auf der Autobahn erreichen wir die Sierra de Atapuerca. 1901 sollte hier eine Eisenbahnstrecke gebaut werden. Dazu mussten auch Schneisen in die Landschaft geschlagen werden. In einer dieser Schneisen stiessen die Bauarbeiter auf Höhlen und in diesen Höhlen wiederum wurden Fossilien der frühesten Vorfahren der heutigen Menschen Europas gefunden. Die Skelette sind zwischen 780´000 und 120´000 Jahre alt. Wir schauen uns in einer Gruppe die Ausgrabungsstätte an. Tönt interessant, ist es aber nur bedingt. Erstens sieht man nicht viel und zweitens verstehen wir kein Wort von der spanischen Führung. Unser spanisch reicht mehr oder weniger für den Alltag, aber definitiv nicht für eine archeologische Führung :-). In Burgos gibt es dann wieder einmal etwas richtiges in den Magen. Im Taco Bell lassen wir es uns gut gehen. Unser Hotel ist einmal mehr ein Glücksgriff. Etwas kostspieliger als auch schon, aber aufgrund der Lage jeden Rappen wert. Es liegt nämlich Tür an Tür zur wunderschönen Kathedrale (Weltkulturerbe). Direkt vom Zimmer haben wir einen super Blick.

Spain, Burgos, Cathedral

Fairerweise müssen wir aber auch erwähnen, dass wir bald eine Kathedralen-Überdosis haben und wir diesbezüglich nicht mehr ganz so motiviert wie auch schon sind. Natürlich schauen wir uns das Bauwerk trotzdem auch von innen an. Das Städtchen ist auch sonst sehr schmuck. Aufgeräumt, sauber, lebendig, verkehrsfrei, überall Bars, Cafes, Shops, usw. Bezüglich Nachtessen sind wir lernfähig. Wir rücken nicht mehr allzu früh aus, sind aber immer noch ein paar Minuten früher unterwegs als die Einheimischen und finden so auch ohne Reservation einen Platz. Heute zur Abwechslung in einem Sushi-Restaurant. Jammie… Auch in Burgos gibt es am Abend eine Osterprozession. Weit nach zehn Uhr können wir die Musik im Zimmer hören. Wir bleiben im Bett liegen und verzichten heute auf eine erneute Teilnahme an der Osterprozession.

Tapas und Rioja!
Das Wetter ist immer noch regnerisch. Auf der Fahrt zu den Klöster Yuso und Suso (beide Kulturerbe) kommen uns ganz viele Pilger entgegen – heute mit Regenschutz ausgerüstet. Sie alle sind auf dem berühmtesten der Pilgerwege, dem Camino Frances, unterwegs. Teilweise hat das Ganze etwas von einer Völkerwanderung. Und trotzdem sind wir nach wie vor fasziniert. Die neuste (Furz-)Idee für die mittlere Zukunft: zur Pensionierung nehmen Odi und ich einen der Pilgerwege unter die Füsse und die Mädels nehmen uns am Ziel in Santiago de Compostela in Empfang. Schauen wir mal… 🙂 Bereits zu Hause haben wir erfahren, dass eines der beiden Klöster kurzfristig wegen Renovation geschlossen wird. Erst haben wir uns ein bisschen darüber geärgert. Aber nach dem ersten Kloster sind wir nun fast ein wenig froh darüber. Wiederum ist nämlich alles nur mit einer auf spanisch durchgeführten Tour begehbar. Vor allem die Kids finden dies langsam aber sicher ziemlich anstrengend, da sie ja noch weniger als wir verstehen und Klosterbesuche auch an und für sich nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehören. Da es auch noch in strömen regnet, fällt ebenfalls das Verweilen rund um die Bauwerke buchstäblich ins Wasser. Wir sitzen deshalb bald wieder im Auto und fahren weiter nach Logrono. Den Nami verbringen wir in der Ferienwohnung. Wir nutzen die letzte Waschmaschine der Reise, machen eine ausführlichere Runde Franz-Voci und chillen, um es in den Worten der Kids zu sagen, ein bisschen herum. Das Kaff selber scheint ziemlich untouristisch. Im Lonely Planet wird es trotzdem erwähnt; wegen der herausragenden Tapas-Szene. Und wegen des Rioja. Logrono ist die Rioja-Hauptstadt und umgeben von zahlreichen Weinanbaugebieten. Bevor es aber Zeit für Tapas und Wein ist, schlendern wir mit den Einheimischen durch die Fussgänger-Zone. Die Mädels gehen ein letztes Mal in den Ale-Hop. Ein gewisser Trennungsschmerz macht sich bemerkbar. Dann ist es endlich Zeit für die Tapas-Strasse(n). Gemäss Recherchen soll es hier auf 80 Meter 300 Bars geben. Und das gleich zwei Mal, weil es zwei dieser Strassen gibt. Wir haben gelesen, dass man unbedingt mehrmals einkehren muss. Denn jede Bar hat ihre eigenen Leckereien. Wir schaffen drei Besuche. Das Prozedere ist immer gleich: Tapas, Wein, Cola bestellen und geniessen. Beim Wein verlassen wir uns immer blind auf die Empfehlung des Hauses. Die Tapas suchen wir dem Auge folgend selber aus. Vor allem ich bin im Himmel!

Regen in den Pyrenäen
Unsere Planung wäre einmal mehr optimal: wir fahren direkt zum National Park rund um den Monte Perdido (Weltnaturerbe) und machen eine rund zwei stündige Wanderung. Soweit die Theorie. Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung – mindestens einigen der Familie, aber dazu später mehr. Es schifft in strömen! Wir halten trotzdem beim Besucherzentrum und erhalten die gewünschte Wanderempfehlung.

Spain, Monte Perdido, Fog

Schmunzelnd, dass die Dame uns trotz Wetter voll motiviert die Wanderung empfohlen hat, fahren wir zum Parkplatz weiter hinten im Tal. Hier wird klar, warum die Dame so motiviert war. Der Parkplatz ist voll – und er ist riesig! Es scheint, als ob sich die Spanier nichts aus schlechtem Wetter machen und trotz notabene strömendem Regen wandern gehen. Na dann, müssen wohl auch wir wenigstens so tun, als ob uns das Wetter egal ist. Zugegebenermassen sind wir nicht richtig ausgerüstet für dieses Hundewetter. Ich bin dann auch die Erste die nach wenigen Minuten kehrt um macht und wieder zum Auto geht. Der Regen ist das eine, der matschige Wanderweg das andere Übel. Die drei anderen laufen tapfer noch ein paar Minuten weiter, kommen dann aber recht bald auch wieder zum Parkplatz. Schade Marmelade, so haben wir uns das logischerweise nicht vorgestellt. Aber immerhin: es regnet nur und schneit nicht auch noch… ein paar Höhenmeter weiter oben ist es nämlich weiss. Nach einem Apero im Hotel beschliesst Odi es doch nochmals zu versuchen. Wir Mädels bleiben am Trockenen resp. werden in der Badewanne kontrolliert nass. Odi zieht seinen Plan durch. Fast zwei Stunden ist er unterwegs. Teilweise im strömenden Regen. Unnötig zu erwähnen, was er danach war: nass, nässer, pflotschnass!

Valle de Boi
Es regnet immer noch. Und leider regnet es auch im Valle de Boi, unserem nächsten Ziel. Es scheint fast, als ob die Regenwolke über unserem Auto mitwandert. Immer wenn wir nämlich das Auto verlassen, fängt es an, wie aus Kübeln zu schütten. Im Valle de Boi gibt es zahlreiche kleine Kirchen, die aus dem 11ten und 12ten Jahrhundert stammen. Alle haben ihre Eigenheit und als Gesamtes zählen sie zum Unesco Weltkulturerbe. Wir schauen die fünf schönsten Exemplare an.

Spain, Val de Boi, Church

Das Wetter ist weiterhin garstig. Inzwischen sind wir aber glücklich, dass es nicht schneit. Unsere App meldet nämlich Schnee. Nichts desto trotz gefällt es uns in den kleinen Dörfern mit den Steinhäusern. Das Ganze hat seinen eigenen Charme. Gefallen tut uns auch das Essen im Hotel. Wir lassen uns zum Zmittag und zum Znacht mit einheimischen Spezialitäten verwöhnen.

Andorra!
Heute verlassen wir Spanien und fahren nach Andorra. Ein spezielles Highlight unserer Reise, da dieses Land für uns Neuland ist. Das Wetter ist trocken und immer wieder sendet sogar die Sonne ein paar Strahlen in unsere Richtung. Die Temperaturen sind nach wie vor frostig. Links und rechts der Strasse liegt sogar etwas Schnee. Daran ändert sich auch in Andorra nichts. Wir machen einen Spaziergang hoch oben über der Hauptstadt im Vall Madriu-Perafita-Claror (Weltnaturerbe) und entdecken sogar einen Mini-Schneemann. Danach gehen wir auf Shopping-Tour in Andorra la Vella. Das Land gilt als zollfrei und deshalb als Shoppingparadies. Nun ja, wir fühlen uns eher wie im Duty Free am Flughafen. Und das wäre es dann auch schon, was man hier günstig erstehen kann: Zigaretten, Alkohol, Parfüm. Alles andere finden wir nicht wirklich speziell günstig und wir verfallen entsprechend auch nicht in einen Shoppingrausch. Zum Znacht landen wir einmal mehr in einem Ramen-Laden. Die Girls haben in diesen Ferien Ramen und Udon kennengelernt und lieben es. Uns Eltern freut es immer besonders, wenn die Kiddies wieder etwas neues kennen, essen und schätzen lernen.

Toulouse
Bevor wir das neunt kleinste Land der Welt wieder verlassen, fahren wir in die Höhe. Auf fast 2000 Meter über Meer gibt es eine spezielle Aussichtsplattform, die über den Felsen hinaus ragt und einen Glasboden hat. Eigentlich hätten wir es uns denken können: es haut uns nicht aus den Socken. Ähnliche Plattformen gibt es auch in der Schweiz. Nebenbei ist der Glasboden auch noch mit Schnee bedeckt, womit auch dieser Sondereffekt nichts bringt. Schnee sehen wir auch auf den letzten Kilometern in Andorra immer mehr. Je näher wir zu Frankreich kommen, desto weisser wird es. Wir fahren durch zahlreiche Skigebiete mit einer schier unfassbaren Anzahl an Hotels. Die Pisten sind immer noch präpariert und wir sehen doch einige Wintersportler, die motiviert die Piste runter kurven. Uns ist mehr nach Frühling und Wärme und wir fahren weiter nach Frankreich. In Toulouse werden wir heute die Heimreise unterbrechen. Die französische Stadt ist äusserst charmant und die Altstadt mit seinen zahlreichen autofreien Gassen sehr hübsch. Kaum zu glauben, dass wir in der vier grössten Stadt Frankreichs unterwegs sind. Hier begegnen wir auch noch ein letztes Mal dem Jakobsweg: die Kathedrale gehört zum umfassenden Welterbe des Camino.

France, Toulouse, Houses

Vichy
Am zweitletzten Tag stehen nochmals 1,5 Unesco Welterbe auf dem Programm. Die 1 gehört Chaine des Puys, einer Kette von vulkanischen Bergen, die sich über 30 Kilometer erstreckt und an die hundert erloschene Vulkane beheimatet. Wir fahren mit der Bahn auf 1465 Meter über Meer und damit auf die höchste Erhebung der Vulkankette, den Puy de Dome. Der Spaziergang rund herum dauert 40 Minuten. Die Fernsicht ist gut und wir können einige alten Vulkane sehen. Der Wind lädt nicht zum Verweilen ein und wir fahren nach dem Spaziergang bald wieder runter. Rund eine Autostunde weiter liegt Vichy, die 0.5. Vichy ist Teil des umfassenden Welterbes der europäischen Kurstädte. 12 Quellen entspringen im Stadtgebiet und werden auch heute noch genutzt. Für alles mögliche soll das Wasser mit den unterschiedlichsten Temperaturen und Mineralien helfen. Wir probieren von keinem. Wir haben die Flaschen im Auto vergessen… Hübsch ist es allemal. Noch hübscher wäre es, wenn nicht die Hälfte des Parks um die diversen Bäder herum eine riesige Baustelle wäre.

France, Vichy, Opera

Zum Znacht fahren wir in einen Vorort. Wir geniessen unser letztes Znacht dort, wo wir am ersten Abend auch eingekehrt sind: im Buffalo Grill. Fun Fact: die Kette ist das beliebteste Restaurant der Franzosen. Mindestens ist dies so auf Wikipedia zu lesen.
Damit endet unser diesjähriger Road Trip in Europa. Morgen geht es in einem Schuss zurück nach Bern. Spanien hat uns alle überzeugt. Wir werden bald wieder kommen und haben bereits zwei mögliche Routen im Kopf. In diesem Sinne: Hasta luego y gracias!

Best of 2024

Tanzania

Tansania, wir kommen!
Die Reise begann eigentlich schon am Vorabend. Da wir keine Lust hatten mit dem ersten Zug nach Zürich an den Flughafen zu fahren, starteten wir bereits einen Tag früher in das nächste Abenteuer: Tansania, wir kommen. Nach vielen Stunden Vorbereitung ist es nun endlich soweit. Wir freuen uns sehr!
Der Schlaf war nicht sonderlich erholsam. Wir sind alle rasch aus den Federn und parat zum Aufbruch. Wegen Ferienbeginn erwarten wir viele Passagiere und wollen zeitig vor Ort sein. Da aber nur wir Berner schon jetzt Herbstferien haben, wird alles halb so busy. Das erste – und hoffentlich auch letzte – grosse Malheur der Reise passiert bereits am Gate. Melias iPad fliegt im hohen Bogen auf den Boden und der Bildschirm gleicht ab sofort einer Spinne. Glück im Unglück, das iPad scheint noch zu funktionieren. Trotzdem ist die Stimmung kurz sehr schlecht. Spätestens als wir im Flugi sitzen, ist der Ärger aber wieder vergessen. Pünktlich heben wir ab. Dank EcoMax haben alle genug Platz. Die Kids sitzen während des ganzen Fluges in der 2er-Reihe vor uns. Nach knapp acht Stunden Flugzeit landen wir ziemlich entspannt am Kilimanjaro International Airport. Da wir bei den ersten sind, die das Flugzeug verlassen können, sind wir auch rasch bei der Passkontrolle und beim Gepäckband. Das spart wie meist in Afrika viel Zeit. Die Passkontrolle nimmt es gemütlich und auch die Gepäckjungs lassen sich viel Zeit. Draussen werden wir von Jerry erwartet. Er bringt uns mit seinem vom Hotel organisierten Privatauto nach Arusha. Das „Taxi“ ist schon mal sehr afrikanisch. Aber es fährt noch. Inzwischen ist es stockdunkel. Der viele Verkehr und die vielen Leute auf der Strasse lassen es nicht zu, schnell zu fahren. Aus erwarteten rund 40 Minuten Transfer werden 1,5 Stunden Fahrt. Irgendwann haben wir es aber geschafft. Wir steigen in einem einfachen und günstigen Hotel ab. Auf dem Programm steht nur noch schlafen. Und das tun wir alle bald.

Tarangire National Park
Nach ein paar Früchten, einem Ei und etwas Toast machen wir uns zu Fuss auf zu unserer Autovermietung. Auf dem Weg bekommen wir einen ersten Einblick in den Alltag der Menschen. Es ist Sonntag und viele sind auf dem Heimweg vom Gottesdienst und erledigen gleich noch Dies und Das. Die Autovermietung finden wir irgendwo in einem Hinterhof. Das Business mit selbstständig fahrenden Touristen ist relativ jung – und sehr klein. Entsprechend ist alles noch ein bisschen Hobby-mässig organisiert. Wir kriegen quasi direkt den Schlüssel und müssen nicht einmal etwas unterschreiben. Da wir bei der Buchung einen Fehler gemacht haben, bekommen wir für die ersten zwei Tage ein richtiges Safari-Auto mit einem Dach, welches auf Safari auf der ganzen Autolänge angehoben werden kann. Das freut nicht nur die Kids und ist für uns alle eine neue, coole Erfahrung. Der Toyota Landcrusier hat fast 300´000 km und braucht dann auch ein paar Kilometer bis er warm gelaufen ist. Aber als er einmal richtig rollt, rollt er super. Bevor wir Arusha verlassen, machen wir bei einem Supermarkt halt. Da wir ja Morgen für den Autotausch nochmals zurück nach Arusha kommen, landet noch nicht so vieles im Einkaufswagen. Sowieso ist für das leibliche Wohl in den nächsten zwei Tagen mehr oder weniger gesorgt. Da wir noch kein Dachzelt auf dem Auto haben, werden wir in einer Lodge statt auf einem Camping nächtigen und dort auch verpflegt. Die Fahrt zum Tarangire National Park ist abwechslungsreich und kurzweilig. Wir sehen unzählige Viehhirten in traditioneller Massai-Kleidung, die mit ihren Tieren unterwegs sind und fahren auch immer wieder durch belebte Dörfer. Reality TV live, wie auch die Kids bald feststellen. Nachdem alle Papiere besorgt und alles bezahlt ist und ein Einheimischer unser Auto mit Seifenwasser gegen alles möglichen eingesprayt hat, passieren wir schliesslich das Gate zum Tarangire National Park.

Tanzania, Trangire, Zebra

Der Park ist auch bekannt als „Home of the elephants and baobabs“. Da die Sonne noch hoch ist und die Tiere um diese Zeit normalerweise eher unter den Bäumen im Schatten stehen statt vor die Linse der Touristen zu hüpfen, fahren wir zuerst in die Lodge. Die Aussicht dort haut uns fast aus den Socken. Die Lodge liegt leicht erhöht und man hat einen super Blick auf das Tal und den Fluss. Und weil es so schön ist, sind am und im Fluss auch noch ganz viele Elefanten zu sehen. Die Kids finden auch den Pool sehr schön und so dürfen sie zuerst eine Runde baden, bevor wir uns schliesslich auf die erste Pirschfahrt begeben. Das Dach des Autos ist wirklich der Hit. Drei von vier stehen fast während der ganzen Fahrt und haben so einen super dupper Über- und Ausblick. Entdecken können wir vor allem Elefanten, Zebras und Pumbas.

Tanzania, Trangire, Elephant

Zurück bei der Lodge bleibt nicht viel Zeit bis zum Sundowner. Es ist schon relativ spät. Leider geht die Sonne im Rücken der Lodge unter. Wir belassen es deshalb bei ein paar schnellen Fotos und gönnen uns stattdessen nach dem vielen Staub eine gründliche Dusche. Das Znacht bekommen wir im Haupthaus. Es schmeckt sehr gut. Das einzige etwas unpassende ist der Buschbrand, welcher am Horizont lodert. Hoffentlich bleiben die Flammen auch in der Nacht nur lokal. (Wie wir später öfters wieder sehen werden, ist dies völlig normal. Immer mal wieder brennt es an einem Ort. Das Feuer entfacht sich selbst und löscht auch selber wieder aus. Zu unserer Verwunderung bleibt es zudem meist sehr lokal. Mutternatur scheint dies irgendwie zu regeln). Auf dem Rückweg zum Bungalow werden wir im stockdunklen von einem Angestellten begleitet. Hier gibt es keine Zäune oder ähnliches und jederzeit könnte jedes Tier irgendwo auftauchen. Für die Kids heisst das auch, dass sie auch am Tag nur mit uns herumlaufen dürfen. Auch rennen oder schreien ist Tabu. Einmal im Bungalow ist man angehalten dieses bis am Morgen nicht mehr zu verlassen. Bald wissen wir auch warum. Das Gebrüll eines Löwens ist in aller Deutlichkeit gefühlt direkt neben unserem Haus zu hören. Ein Geräusch, dass niemand in der Familie so schnell wieder vergessen wird.

Frühstück mit Elefanten und Hakuna matata
Mit dem ersten Blick aus dem Fenster entdecken wir die ersten Elefanten. Einige der imposanten Dickhäuter stehen für ihr Frühstück quasi direkt neben unserem Bungalow. Mit einem Angestellten der Lodge können wir bis auf wenige Meter an die Elefanten heran. Das nennen wir mal einen Start in den Tag. Es bleibt nicht bei den paar Elefanten vor unserem Bungalow. Hinter den Zelten und Bungis hat sich in der Zwischenzeit auch der Rest der Herde versammelt. Da sie teilweise fast ein bisschen aufdringlich werden, kommt sogar eine Steinschleuder zum Einsatz. Sehr effektiv wie sich zeigt. Die Herde zieht gemütlich und ruhig weiter. Nach dem Frühstück räumen wir das Zimmer und fahren los. Das Dach ist wieder offen. Wir geniessen die Fahrt und den top Ausblick. Nach nur wenigen Minuten Fahrzeit sehen wir die ersten Löwen. Leider liegen sie nur faul in der Gegend herum. Auf Action warten wir vergebens. Danach erfreuen wir uns vor allem an den vielen Zebras und auch daran, dass das Buschfeuer wieder ausgelöscht ist. Dann folgt das Highlight des Tages: ein Cheetah. Noch nie haben wir dieses Tier in der freien Wildbahn gesehen. Auch wenn der Gepard gut 20 Meter entfernt ist, sind wir mega beeindruckt und happy.

Tanzania, Trangire, Cheeta

Mit ein paar letzten Elefanten und wunderschönen Baobabs ist es danach leider auch schon wieder Zeit den Tarangire zu verlassen. Wie in Tansania üblich bekommt man das Permit immer für 24 Stunden. Wenn man bis dahin nicht wieder raus ist, muss nochmals für einen ganzen Tag bezahlt werden. Und das ist nicht ganz günstig… Wir blicken auf einen Safari-Start nach Mass zurück. Einfach die nervigen Tsetse-Fliegen hätten nicht sein müssen. Das Seifenwasser vom Vortag hat diese blöden Viecher auf jeden Fall nicht davon abgehalten uns zu nerven – und auch zu stechen. So oder so ist es Zeit den Weg zurück nach Arusha anzutreten. Schliesslich müssen wir ja noch das Auto tauschen. Wir sind zur vereinbarten Zeit zurück bei der Autovermietung. Leider sind weder ein fehlendes Permit noch das Auto ready. Wir widmen uns zuerst dem Permit und warten… und warten… und warten. Obwohl wir gestern bereits alles en detail aufgeschrieben haben, wurde noch nichts organisiert. Warum das so ist, finden wir erst heraus, als ich irgendwann einen Blick auf den Bildschirm des Vermieters werfen kann. Der Typ kann sein Passwort nicht eingeben und versucht verzweifelt sich im System einzuloggen. Zum Glück haben wir einen Informatiker in der Reisegruppe. Odi übernimmt kurzerhand den PC und richtet alles wieder ein. Obwohl wir nun schon über eine Stunde vor Ort sind, ist aber auch das Auto immer noch nirgends zu sehen. Hakuna matata! Und da wir in Afrika sind, kommt irgendwann wie aus dem Nichts doch noch unser neuer Toyota Landcruiser um die Ecke gefahren. Wir bekommen zwei Minuten Instruktion, beladen die Karre und fahren wieder ohne Unterschrift davon. Nächtigen tun wir am Stadtrand von Arusha in einem wunderschönen Guesthouse. Nach einem kurzen Sprung in den Pool gibt es ein sehr feines Znacht in grosser Runde. Alle Gäste essen gemeinsam an einem Tisch.

Start Nr. 2
Bevor es wieder losgeht, versuchen wir die Ablage im Auto ein bisschen zu organisieren. Alles was wir täglich brauchen, kommt nach vorne und oben. Alles andere kommt nach hinten und unten. Unsere Organisation mit dem Taschensystem wird auch dieses Mal bestens funktionieren. Danach füllen wir den leeren Platz mit Proviant. Unterwegs werden wir nicht mehr auf ein so grosszügiges Angebot zurück greifen können. Entsprechend landet so einiges im Einkaufswägeli. Das Programm für den Rest des Tages ist eher unspektakulär. Wir fahren zum Lake Manyara und bleiben dort auf dem Camping – that´s it. Dass sich das trotzdem als sehr guter Plan herausstellt, merken wir sofort. Das Camp ist super schön. Die Kids verbringen den Rest des Tages im wunderschönen Pool mit super Aussicht auf den Lake Manyara. Wir Eltern widmen uns dem Haushalt. Eine erste Runde Handwäsche steht auf dem Programm. Zum Znacht gibt es ein Stück Fleisch vom gemieteten Kohlegrill mit Pasta.

Tanzania, Lake Manyara, Pool

Lake Manyara National Park
Die erste Nacht in unserem Familien-Dachzelt haben alle gut überstanden. Natürlich ist es eher eng, aber nicht so eng wie befürchtet. Wir haben uns für dieses eine grosse Zelt entschieden, da wir noch einige Camps haben werden, wo wir ev. froh sind, dass wir alle zusammen schlafen. Je nachdem was halt so im Camp herum läuft resp. am Morgen vor dem Zelt steht… Heute besuchen wir den Lake Manyara National Park. Dieser ist bekannt als einer von wenigen Orten auf der Welt, wo die Löwen im statt unter dem Baum chillen. Leider werden wir keinen Löwen auf dem Baum zu Gesicht bekommen. Dafür erfreuen uns an grossen Baboon-Clans und an vielen Elefanten. Einer Elefanten-Herde kommen wir sehr Nahe.

Tanzania, Lake Manyara, Baboon

Im südlichen Afrika sind wir in ähnlichen Situationen auch schon zurechtgewiesen worden. Hier machen wir es einfach wie alle Guides – und davon hat es viele – und stoppen quasi in der Herde. Ausweichmöglichkeiten = null. Einen ZS bekomme ich dann aber doch noch. Ich habe mich zu weit aus der Dachluke (wir haben wieder eine kleine Dachluke über den Fahrersitzen, die wir bei Stillstand zum Beobachten der Tiere öffnen können. Die zweite, über der hinteren Sitzreihe, lässt sich leider wegen des grossen Dachzeltes nicht öffnen) auf das Dach gewagt :-). Die Kids sind heute nicht mit vollem Elan dabei. Erstens ist es recht heiß und zweitens wissen sie, was für ein Pool sie heute wieder erwartet. Wir nächtigen nämlich nochmals auf dem gleichen Platz wie am Vortag. Natürlich bekommen sie auch heute ihre Ration Pool und sind mit dem Sprung ins kühle Nass sofort wieder im Element. Am Abend bekommen wir auf dem Stellplatz von ein paar anderen Selbstfahrer ein paar wertvolle Tipps für die nächsten Tage. Man tauscht sich hier gerne aus. Die Selbstfahrer in Tansania sind eine krasse Minderheit und alles ist ein bisschen komplizierter als anderswo.

Ngorongoro Crater Lake
Nach einem letzten Tank- und Shoppinghalt geht es weiter nordwärts. Heute wartet ein Unesco Weltnaturerbe auf uns: der Ngorongoro National Park. Am Gate wollen sie uns für die Fahrt in den Krater einen Guide andrehen. Aber Odi erzählt ihnen wie gestern empfohlen, dass er schon mal hier war und so können wir dann doch alleine los düsen. Zuerst geht es eine Stunde auf einer Staubstrasse in Richtung Krater. Unterwegs kommen wir an einem Aussichtspunkt vorbei, von wo wir die riesige Kraterfläche von oben begutachten können. Via Krater Road geht es danach sehr steil bergab auf die eben begutachtete Fläche. In der Mitte des Kraters hat es einen grossen See. Darum herum finden sich Unmengen an Weideflächen mit sehr wenig Schatten. Wir sehen viele kleine und grössere Zebra- und Gnu-Herden. Da es sehr flach ist, kann man bis weit in der Ferne schauen und so immer wieder drauflos rätseln, was alles so herumsteht. Und so sehen wir denn auch fast alle „spannenden“ Tiere aus sehr weiter Entfernung: viele Löwen, Hyänen, Elefanten, ein Nashorn – alles ist dabei.

Tanzania, Ngorongoro, Rüdiger

Von sehr Nahe sehen wir leider vor allem die anderen Safari-Autos. Wir sind negativ überrascht, wie viele unterwegs sind. Vor zwei Löwen, die man notabene nicht einmal wirklich sieht, gibt es sogar einen gröberen Stau. Einige Guides werden extrem nervös und ich kriege sogar direkt eine Brause ab, weil ich angeblich ein paar Sekunden zu lange – notabene auf meiner Strassenseite – versuche den Löwen anzuschauen. In diesem Traffic Jam fliegt uns dann auch noch die geöffnete Dachluke auf die Kühlerhaube. Das Geschüttel hat das Ding trotz Schritttempo aus den Angeln gehoben. Beim anschliessenden Pic Nic-Stopp verlieren wir zum Glück nur ein Sandwich und keinen Finger. Die Falken sind extrem gierig und wollen unbedingt auch etwas vom Sandwich von Anina. Der Schreck ist gross, aber zum Glück hat sie das Sandwich instinktiv zum richtigen Zeitpunkt weit weg geworfen. Irgendwann haben wir genug gesehen und nehmen wieder die steile Strasse raus aus dem Krater unter die Räder. Auf der Public Campsite gibt es Nudelsuppe, Wienerli, Gurke, Rüebli und Zuchetti. Da es hier mehr als eine Kutte kälter ist – wir sind auf 1800 Meter – kommen sogar die mitgebrachten Mützen zum Einsatz.

Ndutu
Die Nacht war kalt. Dank der mitgebrachten Skiunterwäsche und den guten Schlafsäcken waren wir aber bestens ausgerüstet. Vor allem Melia hat aber trotzdem schlecht geschlafen und braucht eine gefühlte Ewigkeit bis sie auf Touren kommt. Wir gehen es ruhig an. Heute steht nur die Fahrt zur nächsten Lodge auf dem Programm. Ruhig lassen wir es dann auch auf der Strasse angehen. Mehr als 40 km/h liegen nicht drin. Die Strasse ist eine einzige Schüttelpiste. Am schlimmsten sind die Waschbrett-Abschnitte. Wir werden richtig gehend durchgeschüttelt. Am zweit schlimmsten sind die vielen Safari-Fahrzeuge, die uns immer wieder überholen. Je nach Strassenuntergrund werden wir danach vollständig von der Staubwolke verschluckt und sehen gar nichts mehr. Unterwegs machen wir einen Halt bei einem Museum, wo ganz in der Nähe ein Schädel von einem sehr frühen Vorfahren von uns allen gefunden wurde. 2.5 Millionen Jahre alt ist er und der Ort wird auch als Human Cradel bezeichnet (davon gibt es noch mehr in Afrika, bspw. in der Nähe von Jo´burg). Das Museum gibt nicht wahnsinnig viel her und wir sind bald wieder zurück auf der Schüttelpiste. Kurz bevor die Ngorongoro Concession Area in die Serengeti übergeht, biegen wir links ab. Das Empfangskomitee steht bereit. Auf der Strasse stehen Hunderte von Springböcken und machen uns den Hof. Heute nächtigen wir nicht im Dachzelt. Damit wir die Fahrt unterbrechen können und dazu kein geeigneter Camping in der Gegend zu finden war, leisten wir uns den Luxus einer Tented Lodge mitten im Bush. In Ndutu kommen im Frühjahr die kleinen Gnus der weltbekannten riesigen Gnu-Herde zur Welt. Aktuell ist die Herde in Kenia. Durch das Bachbett immer dem Punkt auf dem GPS folgend, finden wir unser heutiges Nachtlager. Wir bekommen ein sehr grosszügiges Zelt in the middle of f****** nowhere. Die Regeln sind die gleichen wie im Tarangire. Am Tag dürfen wir alleine rumlaufen, in der Nacht werden wir begleitet. Nach einer Dusche verhängen wir den Nachmittag in der Bar. Tönt langweilig, ist es aber nicht. Alle geniessen das süsse Nichtstun, die Gespräche mit den Angestellten (wir zeigen sogar Videos vom Skifahren und von YB), die wilden Tiere, die ab und an an der Lodge vorbeilaufen und den Sonnenuntergang. Auch zum Znacht werden wir verwöhnt. Niemand von uns muss heute einen Finger rühren. Und das in einer tollen Lodge, die sogar noch zahlbar ist. Die Kids scheinen das Gekochte auch zu schätzen. Ihre Teller sind auf jeden Fall im Nu leer.

Serengeti National Park Day 1
Vor dem Zelt begrüssen uns heute Giraffen und Spuren von Hyänen. Im Zelt begrüsst uns eine Teller grosse Spinne. Spätestens jetzt sind alle wach 🙂 Nach dem Zmorge geht es los in Richtung Serengeti. Wir haben noch rund zwei Stunden Zeit um im Ngorongoro Conservation Area auszuchecken. Wir schaffen es easy bis zum Gate, welches gleichzeitig eines der Entry Gates für die Serengeti ist. Nach dem wir alle Papiere beschafft haben – es ist fast wie bei einem Grenzübertritt – geht es los.

Tanzania, Serengeti, Lizzard

Wir verlassen die Hauptstrasse und fahren zu ein paar Koppies ab vom Schuss. Leider ohne interessante Tiersichtung. Die machen wir dann direkt an der Hauptstrasse. Wir entdecken zwei Löwen und eine Hyäne. Notabene für uns ganz alleine. Weit und breit ist kein anderes Auto zu sehen. Im Kaff tanken wir voll und besuchen das Visitor Centre. Zum Zmittag gibt es mangels Alternativen eine Packung Pringels und eine Cola. Die Kids sind begeistert :-). Wohlgenährt gibt es danach nochmals eine Runde Safari mit sehr vielen Hippos, einigen Elefanten, Büffeln und den üblichen Vierbeinern. Nur Zebras und Gnus sind auch hier nicht zu finden. Das heutige Nachtlager schlagen wir Mitten in der Serengeti auf. Wir sind lange die einzigen Gäste auf dem Public Camping. Später kommt noch eine kleine Gruppe an, die in ihren Bodenzelten nächtigt. Zwei Einheimische schauen vor Ort zum Rechten. Das gibt Sicherheit, denn schliesslich kann hier jederzeit alles zum Hallo sagen vorbei kommen. Die einzigen Tiere vor denen wir uns heute Abend in Acht nehmen müssen, sind die Baboons. Vor diesen Langfingern ist praktisch nichts sicher. Von den Einheimischen lernen wir, wie man am Verhalten der Baboons erkennen kann, ob Löwen in der Nähe sind. Um sieben Uhr ist es stockdunkel. Und da man so nicht mehr erkennen kann, ob so ein Rudel vorbei spaziert, schicken wir die Mädels in das Dachzelt und gehen bald nach. Später gibt es noch kurz etwas Action. Ein Safari-Tourist schreit über den Platz, dass er Löwen einem Löwen begegnet sei. Wir sehen auf jeden Fall nix und die Nacht wird auch ruhig.

Tanzania, Serengeti, Camp

Serengeti National Park Day 2
Der Tag beginnt spektakulär. Neben dem Public Camping fliegen im Sonnenaufgang vier Heissluftballons knapp über dem Boden über zwei Löwenrudel. Es laufen sogar Löwen-Babys mit. Was für ein Anblick. Wir packen gemütlich unsere sieben Sachen und machen uns dann auf in die Richtung, in die die Rudel verschwunden sind. Die Löwen sehen wir nicht mehr. Dafür machen wir eine andere spektakuläre Entdeckung. Also nicht wir, aber die Guides, die gerade in der Nähe sind. Sie haben zwei Cheetahs beim Jagen entdeckt und warten nun, bis der Springbock gerissen ist und wir ihnen beim Snacken zuschauen können.

Tanzania, Serengeti, Cheeta

Irgendwann ist es soweit. Wir verlassen den Track und fahren den Guides querfeldein hinterher. Was wir dann erleben dürfen, ist einfach nur wow. Während der eine Gepard den Kopf tief in den Springbock steckt und frisst, hält der andere Wache und beobachtet die Umgebung. Das ganze Schauspiel teilen wir mit etwa acht anderen Fahrzeugen, die sich im Halbkreis um die Geparden aufgestellt haben. Die Tiere lassen sich überhaupt nicht von uns stören und schlagen sich einer nach dem anderen den Magen voll.

Tanzania, Serengeti, Cheeta

Irgendwann haben wir genug und fahren zurück auf den Track. Zum Zmittag machen wir wieder einen Stopp im Visitor Centre. Das ist praktisch, da es dort auch ein WC hat. Weil es gestern so schmackhaft war, gibt es auch heute wieder Pringels und Cola. Wählerisch sind wir definitiv aktuell auch Mangels Alternativen nicht. Hauptsache es gibt etwas in den Magen. Die zahlreichen Safari-Touristen bekommen übrigens immer ein Lunch-Päckli. Nach einem kurzen Stopp im sehr lokalen Lädeli, wo es nur lange haltbare Sachen wie Pringels und Co. gibt, fahren wir nordwärts. Bevor wir die Serengeti für heute verlassen, legen wir beim Hippo Pool einen Stopp ein. Wir zählen über 200 Stück, die im Tümpel herum lümmeln.

Tanzania, Serengeti, Hippo

Auf dem Weg zur heutigen Lodge – es gibt wieder ein richtiges Bett – begegnen uns auch wieder die ersten Zebras und kleinere Gnu-Herden. Einige Tiere scheinen bereits wieder den Weg in den Süden eingeschlagen zu haben. Ob das Vorboten der Great Migration sind? Auch zwei weitere Löwen entdecken wir. Die beiden sind gerade mit dem Liebesspiel beschäftigt. In der Lodge springen wir subito in den Pool. Die Abkühlung tut gut. Gegen Ende des Nachmittags beginnt es immer heftiger zu winden und es wird immer dunkler. Es dauert nicht lange und es fängt an wie aus Kübeln zu schütten. Das Gewitter ist sehr stark, eindrücklich und hört vorerst auch nicht mehr auf. Mit Schirmen bewaffnet, wagen wir es dann trotzdem irgendwann ins Haupthaus zum Znacht. Ein Glück müssen wir heute nicht im Dachzelt nächtigen. Unsere Gedanken sind aber auch schon bei Morgen, wo wir wohl mit ein paar Schlammfahrten rechnen müssen. Das ist insofern doof, als dass wir das Gefühl haben, dass unser 4WD nicht mehr richtig funktioniert. Es tönt ganz eigenartig unter der Karre und wir haben deshalb beschlossen den Vierradantrieb nur noch im Notfall einzuschalten.

Seregenti National Park Day 3
Wir sind früh auf den Beinen. So früh, dass wir vor dem Zelt eine Hyäne aufschrecken. Allenfalls wurde sie auch von einem Löwen verjagt. Ich sehe nur einen Schwanz. Erst als die Lodge-Mitarbeiter unser Gepäck abholen und uns auf die Löwengeräusche hinweisen, glauben mir auch meine Mitreisenden, dass da neben der Hyäne auch noch etwas anderes im Busch lag. Da einer unserer Reifen zunehmend an Luft verliert, wollen wir heute in einem Kaff mal schauen, was das Problem sein könnte. Im ersten Kaff bekommen wir beim Hauptquartier des National Parks (hier darf man üblicherweise nicht einfach so rein und wir bekommen erst nach ein paar Minuten die offizielle Erlaubnis) schon mal etwas Luft. Im zweiten Kaff wird das Problem dann konkret angegangen. Das Ventil ist kaputt. Der Mechaniker ist versiert und wir haben bald ein neues Ventil am Reifen. Als das grössere Problem stellt sich das Tanken heraus. An den ersten beiden Tankstellen gibt es kein Diesel. An Tanke Nummer drei gibt es Diesel, aber kein Strom. Und an Tanke Nummer vier gibt es weder Diesel noch Strom. Wir versuchen unser Glück nochmals bei Tanke Nummer zwei, wo wir vorher auch einen Tankwagen gesichtet haben. Uns siehe da, der Diesel ist inzwischen in der Pumpe angekommen und Strom hat es auch. Glück gehabt! Ein paar Kilometer weiter checken wir wieder im National Park ein. Wie bereits erwähnt, gleicht das ganze Prozedere immer sehr einem Grenzübertritt. Heute brauchen wir fast eine Stunde, bis wir endlich den Check-in Stempel auf dem richtigen Dokument haben. Wir fahren direkt zu unserem Camp. Odi hat für heute Nacht zufälligerweise ein betreutes Camp mitten im Busch gefunden, von wo aus der Mara River nur ein paar Kilometer entfernt ist. Das ist super wichtig, da wir uns nur Dank der kurzen Distanz vom Camp zum Fluss eine winzige Chance auf eine Flussdurchquerung – der Great Migration – der Gnus ausrechnen dürfen. Wir sind die einzigen Gäste und werden von den drei Angestellten, die uns auch das Znacht kochen, wohl umsorgt. Das Camp hat ein Wohnzimmer-, ein WC- und ein Dusch-Zelt (mit Warmwasser!). Geschlafen wird in unserem Dachzelt. Bevor wir aber diesen Luxus mitten in der Serengeti geniessen, wollen wir uns ein Bild vom Mara River machen. Wir haben nämlich vom Camp-Chef gehört, dass wir tatsächlich Glück haben könnten. Die Gnus machen sich seit ein paar Tagen früher als sonst wieder auf den Weg südwärts und sammeln sich in riesigen Gruppen auf der kenianischen Seite des Flusses. Heute haben wir kein Glück. Aber wir sehen erste Herden, die immer grösser und grösser werden. Die Krokodile wären auch parat und wir sowieso. Beim Gedanken daran, dass wir vielleicht morgen dieses einmalige Schauspiel tatsächlich erleben dürfen, werden wir ein wenig nervös. Wir haben keine Sekunde damit gerechnet und wollten ganz am Anfang der Reiseplanung sogar die ganze Reise genau deswegen verschieben. Vom Regen bleiben wir am Abend verschont. Und auch die befürchteten Schlammlöcher waren übrigens heute kaum der Rede wert.

Tanzania, Serengeti, Camp

Serengeti National Park Day 4 – The Great Migration
Die erste Störung der Nacht verursacht ein Zebra. Auf einmal wackelt die ganze Karre. Das Tier scheint irgendwo eine sehr beissende Stelle zu haben, die es durch kratzen an unserem Auto versucht wieder loszuwerden. Zwei mal an das Zelt klopfen genügt und das Zebra trabt davon. Die zweite Störung ist der Wecker um 5.15 Uhr. Die besten Chancen für die Great Migration sei ganz früh am Morgen, meinte unser Camp-Chef. Die Kids verfrachten wir zur Sicherheit direkt im Pijama ins Auto. Es ist immer noch stockdunkel und wir wollen lieber gar nicht so genau wissen, was alles so herum läuft. Wir Eltern packen alles zusammen. Mit dem ersten scheuen Tageslicht sind wir ready zur Abfahrt. Das Navigieren fast ohne Tageslicht ist eher schwierig und wir legen prompt eine Extrarunde ein. Zum Glück finden wir bald wieder auf den Track zurück und kommen doch noch rechtzeitig zum Crossing 0B. Die Gnus haben sich zu Zehntausenden auf der andere Flussseite versammelt. Der Guide im Nebenauto spricht von rund 120’000 Tieren. Alle Autos müssen in einem gewissen Abstand zum Ufer unter den Bäumen warten. Erst wenn die ersten Gnus im Wasser sind, ist es erlaubt weiter nach vorne zur Flusskante zu fahren. Das passiert nach rund einer halben Stunde warten. Irgendwann gibt es kein Halten mehr und die Gnus beginnen mit der Flussdurchquerung.

Tanzania, Serengeti, Gnus

Wir verschieben den anderen Autos folgend subito die paar Meter nach vorne und schauen total fasziniert dem nun beginnenden Spektakel zu. Wir können kaum glauben was für ein Glück wir haben. Mir kommen sogar die Tränen. Fast zwei Stunden zieht sich das Spektakel hin und wir möchten jedem Gnu, das den Schwumm geschafft hat, am liebsten persönlich gratulieren. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Die Gnus auf beiden Flussseiten blöcken was das Zeug hält. Auf unsere Seite, so scheint uns, vor allem wenn die Familienmitglieder die Durchquerung noch nicht geschafft haben. Es gibt sogar einige wenige, die nochmals freiwillig auf die andere Seite zurück schwimmen. Wir sehen keine Krokis und haben auch sonst das Gefühl, dass es mehr oder weniger alle irgendwie auf die andere Flussseite geschafft haben. Längst kommen aber heute nicht alle zurück nach Tansania. Viele bleiben auch an diesem Morgen in Kenia und warten wohl auf die nächste Möglichkeit in der Gruppe den Fluss zu überqueren.

Tanzania, Serengeti, Gnus

Gemäss diversen Quellen im Internet sollen an die 2 Millionen Gnus pro Jahr 2x die Durchquerung wagen. Irgendwann versiegt der stetige Strom von schwimmenden Gnus und wir verlassen total gefläscht die River Bank. Ganz grosses Kino, welches uns für immer und ewig in Erinnerung bleiben wird! Auf dem Weg zum Gate machen wir nochmals ein bisschen Safari. Auch unterwegs begegnen uns Unmengen an Gnus. Teilweise haben wir das Gefühl, dass wir gegen eine schwarze Wand fahren. Die Kids holen während der Fahrt aus dem Park ein bisschen vom fehlenden Schlaf nach und verpennen den Rest der Fahrt in die Lodge mehr oder weniger. In der Lodge angekommen, gehört ihnen der Pool und uns Eltern der Liegestuhl. Was für ein Tag. Safari-Herz was willst du mehr. Vier Tage Serengeti gehen zu Ende und wir dürfen auf ganz viele tolle Tierbegegnungen zurückblicken, die wir sicher nie mehr vergessen werden.

Tanzania, Serengeti, Gnu

Driving day
Nach dem Frühstück geht es südwärts. Heute müssen wir ein paar Kilometer hinter uns bringen. Die Strasse ist scheisse wie immer – ausser auf rund 40 Kilometern, die aus unerklärlichen Gründen geteert sind. Immerhin hat es nun fast keine anderen Autos mehr und wir müssen nicht ständig vom Gas, weil wir wegen einer riesigen Staubwolke nichts mehr sehen. Die letzten paar Kilometer zum Lake Natron, unserem heutigen Ziel, haben es dann nochmals in sich. Über Stock und über Stein geht es nur im Schritttempo vorwärts. Am Camping angekommen, bleibt genug Zeit für eine Runde Pool und eine Runde Handwäsche. Es ist wieder sehr heiß – und windig. Die Kleider sind auf jeden Fall im Nu trocken.

Tanzania, Serengeti, Bird

Lake Natron
3 von 4 haben wenig bis kaum geschlafen. Nur Melia hat der viele Wind, welcher heute Nacht teilweise fast schon orkanartig über uns resp. das Zelt hinweg gefegt ist, nicht gestört. Wir drei anderen sind seit fünf Uhr hellwach und warten ungeduldig auf das Tageslicht. Odi ist trotz der frühen Morgenstunde total motiviert und will nochmals ein Rad wechseln. Nach ihm hat ein Pneu eher wenig Luft. Nach dem Wechsel zeigt sich, dass auch im Ersatzrad ungefähr gleich viel resp. gleich wenig Luft drin ist. Die ganze Übung war also eher umsonst. Immerhin haben wir nun aber ein viel besseres Profil. Da wir nicht nochmals Lust auf eine Nacht im windigen Zelt haben und am nächsten Ort der schönste Camping der bisherigen Reise wartet, ändern wir spontan unsere Pläne und beschliessen bereits heute wieder zum Lake Manyara zurückzukehren. Bevor wir aber auch noch diese Holperpiste unter die Räder nehmen, lassen wir uns von Lukas, einem Massai, die Flamingos am Lake Natron, im sandigen Untergrund konservierte sehr sehr alte Footprints (120´000 Jahre) und sein Dorf zeigen. Im Dorf – genannt Booma – wohnt ein Teil seiner Familie. Nur die Frauen und Kinder sind zu Hause. Die Männer sind mit dem Vieh unterwegs. Die Kids sind sehr an uns interessiert und sie freuen sich über die paar High Five, die wir sehr gerne verteilen. Leider können wir uns sonst nicht verständigen. Sie sprechen kein Englisch und wir ihre Sprache natürlich auch nicht. Uns beeindrucken ihre Wohnhäuser. Stockdunkel, sehr klein, stickig mit Britsche und Küche – unglaublich. Als Dank, dass wir ihre Häuser anschauen durften, kaufen wir den Frauen einige Armbänder zu einem fairen Preis ab. Die Freude ist gross und wir hoffen, dass auch die Empfängerinnen zu Hause ihre Freude daran haben werden. Die Fahrt auf der Holperpiste zum Lake Manyara dauert vier Stunden. Die Mädels haben langsam aber sicher genug vom Autofahren. Gutes Timing also um den Kreis unserer Safari heute zu schliessen. Der Pool lässt sie die Strapazen zum Glück schnell wieder vergessen. Wir sind zurück in der Zivilisation. Zum Znacht lassen wir uns zur Freude des Tages bekochen. Wir haben beim ersten Besuch gesehen, dass es hier so tolle Burgers gibt. Die Lust ist bei allen nach den doch eher einseitigen und mageren Tagen sehr gross. Die Dinger schmecken wirklich sehr und wir sind uns alle rasch einig, dass es morgen nochmals das gleiche Znacht gibt.

Tanzania, Lake Natron, Flamingos

Lake Manyara Runde 2
Ohne Wind schläft es sich definitiv viel besser. Ausgeruht gibt’s Kaffi, frisches Toast (auch das ist hier wieder erhältlich), Avocado und Cornflakes. Danach machen wir nochmals eine Runde im Lake Manyara National Park. Schliesslich haben wir die Löwen in den Bäumen ja beim letzten Mal nicht angetroffen. Wir sehen tatsächlich kurz nach dem Entry vier Löwen. „Leider“ liegen diese aber nicht in den Bäumen sondern ganz klassisch am Boden.

Tanzania, Lake Manyara, Lion

Wo Löwen sind, sind auch die anderen Safari-Autos nicht weit und so dürfen wir auch nochmals einen Safari-Stau miterleben. Immerhin sind die Löwen dieses Mal auch wirklich gut sichtbar und die Warterei und Zirklerei lohnt sich. Lucky we finden wir auch nochmals eine grössere Elefanten-Herde und einen einsamen Bullen. Ein tolles Safari-Dessert, wie wir finden. Zurück auf dem Camping ruft wieder der wunderbare Pool. Heute ist noch weniger Betrieb als gestern. Wir haben das kleine Paradies fast für uns alleine und geniessen es.

Tanzania, Lake Manyara, Elephant

Wo ist der Kilimanjaro?
Ganz ruhig und smooth fahren wir über die Teerstrasse zurück nach Arusha. Wahnsinnig wie rasch wir vorwärts kommen, wenn die Strasse so gut ist. Uns kommen wieder zahlreiche Safari-Autos entgegen. Zum veranschaulichen, wie viele Touris mit diesen Autos unterwegs sind, folgende Zahlen: in fünf Minuten kreuzen wir 30 Safari-Autos. Zum Vergleich: auf der ganzen bisherigen Reise (2 Wochen) haben wir 15 Autos, wie das unsere (Selbstfahrer mit Dachzelt) gesehen. Nun ist wohl auch gut erklärbar, warum es in den National Parks manchmal einen Stau geben kann. In Arusha stoppen wir zuerst beim Supermarkt. Schön, wenn wieder einmal alles einfach so in den Regalen steht. Danach machen wir noch einen Abstecher in einen grossen Souvenir-Markt. Dies und Das wird eingekauft. Das richtig schöne Holzzeugs ist uns aber viel zu teuer. Tansania ist ein teures Pflaster, nicht nur bei den Schnitzereien. Wir durchqueren das quirlige Arusha und fahren weiter in Richtung Flughafen. Wir werden zwischen dem Mount Meru (sehr Nahe bei Arusha) und dem Kilimanjaro (etwas weiter weg von Arusha) unsere letzte Nacht im Dachzelt verbringen. Bei diesem Abstecher haben wir uns erhofft, dass wir einen Blick auf den Kili werfen können. Leider ist der höchste Berg Afrikas aber fast vollständig in Wolken eingehüllt, so dass wir seine Grösse nur erahnen können. Im Camp sind wir alleine und machen es uns in der Camp Kitchen gemütlich. Der Himmel zieht mehr und mehr zusammen und es sieht nach einem grösseren Gewitter aus. Die Regenzeit kommt dieses Jahr früher als üblich. Doch wir haben Glück und bleiben auch heute Abend verschont. Das Timing für unsere Reise war mehr als perfekt.

Zurück nach Arusha
Ein letztes Mal fahren wir auf einer eher holprigen Strasse durch das Hinterland. Unterwegs stoppen wir bei vier Mädels, um ihnen die übrig gebliebenen Esswaren unserer Reise zu geben. Der kleinste Knirps ist kurz vor der Panikattacke als er mich sieht und versteckt sich zur Sicherheit hinter der grossen Schwester. Leider können wir den Kindern nicht erklären, warum wir stoppen und ihnen einfach so Essen geben. Auch wenn dies suboptimal ist, ist es immer noch besser als alles essbare weg zu schmeissen. In Arusha angekommen gönnen wir uns in einem westlichen Kaffee wieder einmal einen richtigen Kaffi.

Tanzania, Arusha, Kids

Tanzania, Arusha, Shop

Die Mädels witzeln, ob es denn auch Bubble Tea gäbe. Und siehe da, sogar das steht auf der Karte. Nachdem wir das Gepäck im Hotel abgeladen haben, bringen wir das Auto zurück. Wir sind wie immer mega dankbar, dass wir auch dieses Mal unfallfrei wieder zurück bei der Autovermietung sind und einfach alles wie am Schnürchen geklappt hat (den 4×4 mussten wir übrigens nie mehr einschalten…). Den Nami verbringen die Kids im und wir Eltern am Pool. Die Mädels plantschen drei Stunden ununterbrochen im kühlen Nass. Damit geht die Safari-Zeit definitiv zu Ende und der Teil 2 der Ferien kann beginnen: morgen fliegen wir nach Sansibar.

Auf nach Sansibar
Pünktlich um sieben Uhr sitzen wir beim Frühstück. Die Koffer sind gepackt und wir sind parat für Teil 2 der Ferien. Mit den letzten Safari-Souvenirs in der Tasche, hebt der Flug pünktlich in Richtung Sansibar ab. Die Hitze in Sansibar schlägt uns bei der Ankunft fast aus den Socken. Das Klima ist schon mal definitiv sehr anders als im Innenland. Was uns auch sofort auffällt, ist der islamische Einfluss. An jeder Ecke entdecken wir Moscheen und die Frauen halten ihren Kopf fast ausnahmslos mit einem Kopftuch bedeckt – notabene von kleinst auf. Die Autoübergabe ist ähnlich unkompliziert wie in Arusha. Immerhin müssen wir hier aber eine Unterschrift geben. Damit bekommt Odi auch den lokalen Führerausweis. Ohne diesen wäre das Fahren nicht erlaubt. Obwohl wir vorab Fotos von unseren beiden Führerausweisen geschickt haben, bekommt nur der Herr eine local driving licence. Wir lassen das so stehen und erkoren Odi zu unserem privaten Sansibar-Chauffeur. Nach einem kurzen Shoppinghalt fahren wir los in Richtung Südosten der Insel. Die ersten paar Kilometer haben es bereits in sich. Wir landen wegen diversen Baustellen und gesperrten Strassen in einem riesigen Verkehrschaos und kämpfen über eine Stunde um jeden Meter. Irgendwann sind wir dann raus aus Stone Town und es geht endlich schneller vorwärts. In Clove Island angekommen, beziehen wir ein zweistöckiges Bungalow direkt am Meer. Wir sind begeistert. Hier lässt es sich die nächsten sechs Tage definitiv leben.

Jozani Chwaka Bay National Park
Zum Zmorge bekommen wir gefühlt die in den letzten zwei Wochen entgangenen Vitamine auf einen Schlag serviert. Das Früchteteller ist mega lecker – so wie ich auch der Rest. Da wir ja bekanntlich nicht so die Ganz-Tages-Poolhocker sind, machen wir vor dem Badevergnügen einen ersten Ausflug in einen der beiden kleinen National Parks der Insel. Wir wollen die Red Colobus Monkeys sehen. Die gibt es nämlich nur auf Sansibar. Am Eingang bekommen wir einen Guide zugewiesen. Wir lieben das ja nicht sonderlich, landen aber einen absoluten Glücksgriff. Der junge Mann ist definitiv vom Fach und deckt uns mit allerhand Informativem ein. Er scheint auch seine Freude an uns zu haben. Wir sind jedenfalls eine ganze Weile länger unterwegs als vorgesehen war. Den endemischen Affen bekommen wir bereits nach wenigen Schritten zu Gesicht. Die Gruppe ist gerade sehr aktiv und unterhält uns hervorragend. Nach dem wir irgendwann gefühlt alle Pflanzen von Sansibar kennengelernt haben, steigen wir wieder in das kühle Auto und fahren zurück zum Resort. Das Meer hat sich in der Zwischenzeit weit zurückgezogen. Die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut sind riesig und nach einer weiteren Schicht Sonnencreme nutzen wir die Gunst der Stunde und laufen weit ins Meer hinaus. Draussen treffen wir auf viele Einheimische, die im noch vorhandenen Wasser alles mögliche an Essen suchen. Wir konzentrieren uns vor allem darauf, dass wir auf keinen Seeigel treten. Zur Sicherheit haben wir alle Badelatschen an den Füssen. So faszinierend wie Ebbe und Flut auch sind, ist das vielleicht der grösste Schwachpunkt des Resorts. Das Meer ist nicht wirklich gut bebad- und beschwimmbar. Aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Der Rest ist nämlich perfekt.

Tanzania, Zansibar, Image

Stone Town
Heute steht wieder einmal ein Unesco Weltkulturerbe auf dem Programm: wir erkunden Stone Town, die Altstadt des Hauptortes von Sansibar. Dieses Mal umfahren wir alle Baustellen souverän – alle, wirklich alle Hauptachsen werden gleichzeitig umgebaut – und finden rasch einen Parkplatz direkt vor der Altstadt. Von hier sind es nur noch ein paar Meter bis zu anglikanischen Kathedrale. Diese erkunden wir mit einem Guide. Er erzählt uns vom Sklavenmarkt, welcher hier bis 1864 zu finden war. Erst als die Engländer aufgrund der Industrialisierung keine Sklaven mehr brauchten, haben sie diesen als damals herrschende Kolonialnation verboten und die heute noch immer hier stehende Kirche errichtet. Das hat damals den Sklavenhandel nicht sofort gestoppt. Weiter nördlich in der Stadt wurde dieser illegal noch lange weiter betrieben. Auf dem heutigen Gelände gibt es neben der Kirche auch eine Gedenkstätte und zwei Kammern zu besichtigen, wo die Menschen wie Tiere bis zu ihrem Verkauf ausharren mussten. Schwere Kost für alle. Die Kinder haben entsprechend viele Fragen. Nach diesem taffen Einstieg geht es zum Glück smooth weiter. Wir lassen uns durch die schmalen Gassen treiben und versuchen den arabischen – konkret den omanischen – Charme einzufangen. Die Gassen sind eng und verwinkelt. Überall gibt es kleine Souvenirläden und andere Shops. Das Leben pulsiert und immer wieder werden wir durch einen hupenden Roller, ein Velo oder was auch immer an den Rand gedrängt. Im Old Fort hat es heute vor allem Souvenir-Shops und das House of Wonder können wir leider wegen Umbau nur erahnen. Wir hätten uns das ganze etwas eindrücklicher vorgestellt. Und doch sind wir irgendwie fasziniert.

Tanzania, Zansibar, Shop

Nach einem kurzen Abstecher auf den lokalen Souk sitzen wir nach ungefähr zwei Stunden treiben lassen wieder im Auto. Über ungeteerte Hinterstrassen mit riesigen Schlaglöchern umfahren wir wiederum die zahlreichen Baustellen. Ob wir dieses Mal auch wirklich schneller waren, wagen wir zu bezweifeln. Dafür haben wir einen Einblick in die Wohngegenden der Menschen bekommen. Melia und Papa schauen sich heute auch noch die Fische, die im Meer wohnen, an. Die beiden schnorcheln bei Wasserhöchststand bei uns am Strand und versuchen etwas interessantes zu entdecken. Die Ausbeute ist gering. Aber eine gute Übung ist es allemal.

The Rock x2
Was wir uns auf Sansibar unbedingt noch anschauen wollen, ist das weltberühmte Restaurant „The Rock“. Auf einer ganz kleinen Insel im Meer kann man hier gehoben in vier Schichten dinieren. Leider ist es nicht möglich nur auf einen Drink vorbei zu schauen und nach einem Blick in die Speisekarte sind wir uns einig, dass wir dort nicht unbedingt essen müssen. Ein Foto vom Restaurant reicht uns.

Tanzania, Zansibar, The Rock

Als sehr gute Alternative finden wir ganz im Süden ein kaum bekanntes, sehr ähnliches Restaurant. Auch hier sitzt man quasi über dem Meer im Restaurant. Bei Ebbe ist die Beiz via Beach erreichbar. Ansonsten gibt es auch eine Strasse, die man nutzen kann. Der Strand selber ist auch absolut sehenswert. Als Zugabe können wir sogar die lokalen Fischer beobachten, wie sie gemeinsam versuchen den heutigen Fang ins Netz zu treiben. Ein wunderbarer Geheimtipp, welcher mindestens in unserem Reiseführer nicht zu finden ist und ich heute Morgen nur zufälligerweise auf Google Maps entdeckt habe. Natürlich hat es hat auch hier ein paar Touristen. Doch der Auflauf ist definitiv weit kleiner als beim Original. Der Rest des Tages ist identisch wie an den Vortagen: Pool, Meer, schnorcheln, chillen, lesen, aperöle, duschen und uns schliesslich bekochen lassen. Eigentlich könnten wir in unserem Haus ja auch kochen und wir hätten sogar das eine oder andere eingekauft. Aber uns schmeckt es im Restaurant von unserem Resort derart gut, dass wir uns gerne mit allerhand Leckereien bekochen lassen. Nach einer Runde Karten spielen, fallen wir irgendwann alle glücklich und zufrieden ins Bett.

Pool-Day
Der Familienrat beschliesst beim wie immer sehr reichhaltigen und feinen Zmorge den heutigen Tag rund um das Resort zu verbringen. Für unsere Familie fast wie ein Experiment. Halten wir das überhaupt aus? Am Morgen machen wir alle eine kleine Schnorchelrunde. Leider gibt es wie meist wenig bis gar nichts zu sehen. Danach chillen wir auf den Liegestühlen herum. Einige lesen, andere beschäftigen sich mit den technischen Geräten. Der faule Tag wird von einem Besuch beim lokalen Lädeli nebenan – Melia wollte unbedingt noch eine Kokosnuss trinken – unterbrochen. Mehr gibt die Umgebung nicht her und wir setzen nochmals die Taucherbrille auf. Da direkt auf den ersten Metern ein schon fast überdimensionierter Krebs gesichtet wird, landen einige überraschend rasch wieder im Liegestuhl resp. im Pool. Nur Papa versucht doch noch das eine oder andere von der Unterwasserwelt zu sichten. Immerhin erzählt er danach von ein paar freischwimmenden Mini-Muränen. Danach ist der faule Tag auch schon fast vorbei. Wir haben es alle gut überstanden, sind uns aber einig, dass ein fauler Tag für uns alle mehr als genug ist.

Tanzania, Zansibar, Beach

Assante sana, Tansania!
Heute ist unser letzter Tag. Am Abend geht der Flieger zurück in die Schweiz. Zum Glück dürfen wir das Haus gegen einen kleinen Aufpreis bis zur Abfahrt behalten. So können wir es ruhig angehen und nochmals so richtig Sonne tanken. Irgendwann am Nami schmeissen wir alles in die Taschen und uns unter die Dusche. Mit dem letzten Tageslicht erreichen wir den Flughafen und sagen „Assante sana, Tansania!“.

Wir blicken auf ein grossartige Reise zurück, die alle unsere Erwartungen übertroffen hat und sind super happy über all das Erlebte. Wir sind auch ein bisschen stolz, dass wir alles alleine organisiert haben und als Selbstfahrer in einem Land mit fast ausschliesslich Nicht-Selbstfahrer zwei Wochen alleine auf Safari waren (Fun Fact: fragt man im Globetrotter nach einer Selbstfahrerreise in Tansania bekommt man als Antwort, dass dies nicht möglich sei). Wir hatten eine unglaubliche Zeit als Familie und sind wieder ein Stück näher zusammen gerückt. Ein Kollege hat mich im Nachgang gefragt, ob es denn nie Stress gab. Gab es, 2x sogar: 1x waren wir nicht einig wie wir das Auto zum Übernachten stellen sollen und 1x als wir uns im Dunkeln auf dem Weg zur Gnu-Wanderung kurz verfahren haben. That´s it :-)!
Ein grosses Danke an dieser Stelle an meine mitreisende und für fast jedes Abenteuer zu habende Familie – ihr seit wunderbar! Oder um es mit den Worten von Anina zu sagen, die uns Eltern aus den Ferien eine Karte geschrieben hat: „Liebe Mama und lieber Papa. Danke, dass wir als Familie immer so tolle und coole und auch teure Ferien machen können. Meine Freundinnen machen das nicht. Ich finde es cool, dass wir so viele Tiere sehen, auch Dank euch, weil ihr sie entdeckt und uns erst ermöglicht, dass wir in die Nationalparks gehen können. I love you. Liebe Grüße Anina“.

Und ja, der Nachtflug ging vorbei und wir landeten pünktlich und leicht übermüdet in Zürich.

Und wer uns jetzt fragt, ob wir Tansania oder Namibia/Botswana toller finden: wir können es nicht sagen, da die Länder nicht wirklich vergleichbar sind und jedes Reiseziel seine schönen Seiten hat. Wir alle vier haben nachfolgend ein paar High- und Lowlights zusammengetragen. Einige Lowlights sind selbst sprechend Vorteile von Namibia und Botswana. Die Highlights zeigen entsprechend eher die Pros für Tansania auf. Das einzige was wir ganz sicher wissen: wir lieben Afrika!

Hakuna matata!

Unsere Highlights:

  • Gnu-Wanderung
  • Schlafen im Dachzelt
  • Erstes Auto mit dem riesigen Safari-Dach
  • Elefanten-Herde direkt vor dem Bungalow
  • Im Auto direkt in der Elefanten-Herde
  • Cheetahs am Fressen
  • Tarangire Safari Lodge
  • Viele, viele Tiere
  • Hyänen, Löwen, usw. alles direkt vor dem Zelt
  • Unser Toyota Landcruiser, als sehr stilgerechter und treuer Begleiter mit dem entsprechenden Jahrgang
  • Sehr, sehr nette Einheimische, so sicher haben wir uns auf einer Reise noch selten gefühlt
  • Das Ur-Reise-Vertrauen, welches sich unterwegs einfach so mehrmals eingestellt hat

Unsere Lowlights:

  • 2te, sehr lange andauernde Autoübernahme
  • Riesige Spinne im Zelt
  • Allgemeiner Strassenzustand inkl. Blindflug nach jedem Überholmanöver
  • Tse-Tse-Fliegen
  • Unglaublich viele andere Safaris-Autos im Safari-Stau
  • Maasai-Boys in Sansibar
  • Keine Lagerfeuer
  • Wenige afrikanische Sonnenuntergänge
  • Müll und Bauschutt in Sansibar